Im vorstehendem Blogbeitrag geht es um ein grundlegendes Thema, über dessen enorme Bedeutung sich viele Hundehalter nicht bewusst sind. Die Begriffe „Bindung“ und „Beziehung“ werden häufig synonym benutzt, obwohl sie eine unterschiedliche Dimension der Mensch-Hund-Interaktion beschreiben. Vereinfacht kann man Bindung als emotionales Band zwischen Hund und Halter verstehen, während Beziehung die soziale Struktur (u.a. die Hierarchie) zwischen den beiden beschreibt. Nachstehend eine präzisierte Betrachtung:
Bindung: Das emotionale Miteinander
Bindung bezieht sich auf die Gefühlsebene zwischen Hund und Halter. Sie beschreibt, wie stark sich der Hund an seinen Halter gebunden fühlt und wie positiv er die gemeinsame Interaktion empfindet. Eine positive Bindung zeichnet sich u. a. dadurch aus, dass der Hund gerne die Nähe seines Halters sucht.
Beziehung: Die soziale Struktur der Hierarchie
Die Beziehung hingegen beschreibt, wie der Hund seinen Halter im sozialen Gefüge wahrnimmt; insbesondere, wer in diesem Gefüge die „Führungsrolle“ einnimmt. Wer entscheidet in stressigen Situationen oder bei Konflikten, wo es lang geht?
Da beide Begriffe eine unterschiedliche Gewichtung haben können, ergeben sich folgende Kombinationen:
Positive Bindung, schwache Beziehung: Der Hund vertraut zwar seinem Halter, fühlt sich bei ihm wohl und zeigt Zuneigung; allerdings sieht er in ihm keinen souveränen Anführer und übernimmt deshalb in vielen Situationen die Führungsrolle. Dies führt im Alltag dazu, dass der Hund sehr häufig Entscheidungen selbst trifft und infolgedessen unerwünschtes Verhalten zeigt. Beispielsweise Anpöbeln anderer Hunde, Rückrufe nicht befolgen, wenn andere Dinge interessanter erscheinen usw.
Schwache Bindung, klare Beziehung: Der Hund respektiert zwar die Führung des Halters, zeigt aber wenig emotionale Nähe oder Vertrauen.
Positive Bindung, klare Beziehung: Die ideale Kombination – der Hund fühlt sich wohl und vertraut seinem Halter, während er ihn gleichzeitig als souveränen Anführer akzeptiert.
Die meisten Klienten, die wegen problematischen Verhaltens ihres Hundes meinen Rat suchen, befinden sich in der erstgenannten Kombination. Beide haben eine tolle Bindung zueinander; auf der Beziehungsebene sieht sich der Hund jedoch über dem Halter stehend. Das Fatale daran ist, dass der Umstand dem Halter häufig gar nicht bewusst ist. Spreche ich dann einzelne Situationen an, dann bekomme ich oft die Rückmeldung, dass man dem Hund ja das Recht zugestehen wolle, dass er seine eigene Persönlichkeit habe und man schließlich kein unterwürfiges Verhalten forcieren wolle usw.
Bei dieser Sichtweise wird übersehen, dass unsere Hunde genetisch auf eine klare Rudelstruktur programmiert sind. Genauso wie es bei uns Menschen viele genetische Programme gibt, die auf unsere Ur-Ur-Vorfahren zurückgehen, gibt es bei unseren Hunden genetische Programme, die sie von ihrem Vorfahren, dem Wolf, haben. Zu diesen genetischen Programmen zählt auch die Rudelstruktur. Das Überleben eines Wolfsrudels ist nur dann garantiert, wenn es einen souveränen Rudelführer gibt, der im Zweifelsfall seinen Führungsanspruch auch klar durchsetzt. Stellen wir uns mal ein Wolfsrudel vor, das eine Herde Rotwild erspäht hat. Der Rudelführer signalisiert das zu jagende Beutetier. Wie groß wäre der Jagderfolg, wenn einzelne Rudelmitglieder diese Entscheidung infrage stellen und sich für ein anderes Tier entscheiden würden?
Auch wenn es manchem Halter schwerfallen mag: unsere Hunde wollen eine klare Rudelstruktur! Denn nur diese gibt ihnen Sicherheit und Geborgenheit!
Deshalb beginnt mein Coaching meist mit einfachen Übungen und dem Einführen von bestimmten Regeln innerhalb der Wohnung, damit sich eine neue Beziehungsstruktur entwickeln kann, bei der Frauchen oder Herrchen eine klare Führungsposition innehaben. Das Erstaunliche für den Halter: allein durch das Einführen der neuen Beziehungsstruktur wird das ursprüngliche Problem meist schon deutlich geringer und kann in der Folgezeit rasch und nachhaltig beseitigt werden.
Fazit: Gerade, wenn mir mein Hund sehr wichtig ist und ich diesem mit ganzem Herzen zugetan bin, muss ich eine klare Führungsrolle übernehmen! Damit signalisiere ich ihm Stärke und er kann sich bei mir sicher fühlen. Und das hat positive Auswirkungen auf den Alltag: Je besser mir mein Hund gehorcht, desto mehr Freiheiten kann ich ihm geben und umso stressfreier sind wir zusammen unterwegs!
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